IQNA

Libanesischer Anwalt im Interview mit IQNA:

Rassismus Auftakt kolonialer Angriffe gegen Muslime

21:46 - December 12, 2023
Nachrichten-ID: 3009544
Der libanesische Anwalt betonte, dass rassistische Angriffe gegen den Islam ein Instrument sind um den Weg für die Kolonisierung ölreicher Länder zu ebnen und stellte klar: Die Geschichte des Rassismus zeigt uns, dass es vor jeder Kolonialkampagne eine rassistische Kampagne gegen die anvisierten Menschen und Länder gab.

Laut IQNA erklärte die Weltgemeinschaft den 10. Dezember zum Internationalen Tag der Menschenrechte. An diesem Tag verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen 1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte legt ein breites Spektrum an Grundrechten und Grundfreiheiten fest, die wir alle genießen. Es garantiert auch die Rechte aller Menschen überall ohne Diskriminierung aufgrund der Nationalität, Wohnorts, Geschlecht, nationaler oder ethnischer Herkunft, Religion, Sprache oder irgend eines anderen Status.

Bei dieser Gelegenheit interviewte IQNA Mohammad Talal Shami einen libanesischen Anwalt, der einen Doktortitel in Rechtswissenschaften besitzt und an vielen juristischen Fakultäten im Libanon als Dozent tätig ist.

IQNA – Die Weltgemeinschaft feiert am 10. Dezember den Internationalen Tag der Menschenrechte. Während es in westlichen Gesellschaften systematische Diskriminierung von Muslimen gibt also was bedeutet dieses Paradox Ihrer Meinung nach?

Etwa zwanzig Millionen Muslime leben in der Europäischen Union und etwa 10 Millionen Muslime in den Vereinigten Staaten und seit dem Ende des Kalten Krieges waren sie schweren rassistischen Angriffen ausgesetzt, so dass sie als Symbol des Terrorismus bezeichnet werden und als Rückständige im Westen gelten und sind deshalb aufgrund von Religionszugehörigkeit und islamischen Namen Ziel von Hass und Rassendiskriminierung.

Leider gelten im Westen islamische Symbole wie Kopftuch und Bart als Symbol für Terrorismus und Extremismus und als Bedrohung für die Mehrheit der Bevölkerung westlicher Länder, was das Haupthindernis für das normale Leben eines Menschen darstellt Muslime so zu behandeln, dass sie das Gefühl hat eine unerwünschte Person zu sein und von der Gesellschaft, in der sie lebt nahezu isoliert ist.

Nach den Ereignissen vom 11. September in den Vereinigten Staaten hat sich die Verfolgung von Muslimen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit im Westen erschreckend verschärft.

Diese rassistische Politik gegenüber dem Islam und den Muslimen verstößt gegen alle internationalen Menschenrechtskonventionen. Artikel VII der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte besagt, dass „alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind und das gleiche Recht haben, ohne Diskriminierung den Schutz des Gesetzes zu genießen“.

In Artikel 20 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte heißt es eindeutig: „Jede Aufstachelung zum Hass gegen ein Volk, eine Rasse oder eine Religion, die eine Aufstachelung zu Diskriminierung, Feindseligkeit oder Gewalt darstellt, ist gesetzlich verboten.“ Die Resolution Nr. 1624 des Sicherheitsrats aus dem Jahr 2005 verpflichtet alle Regierungen auf Grundlage des Gesetzes provokative Verhaltensweisen zur Begehung terroristischer Handlungen zu verbieten, die durch Extremismus und religiöse Bigotterie motiviert sind.

Wir sehen, dass rassistische Angriffe gegen den Islam und Muslime und Terrorvorwürfe gegen sie kein Ziel sondern Mittel sind, den Weg für koloniale Angriffe auf islamische Länder insbesondere auf ölreiche Länder zu ebnen.

Forschungen zur Geschichte des Rassismus zeigen uns, dass jeder Kolonialkampagne in der Geschichte eine rassistische Kampagne gegen die Zielpersonen und -länder vorausging und genau das geschah gegen Menschen in Asien und Afrika vom 16. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg. Und die Angriffe der Rassisten beruhten auf Behauptungen über Barbarei und Rückständigkeit dieser Völker um ihre Kolonisierung zu rechtfertigen.

Amerika ist im Namen der Demokratie und der Menschenrechte in den Irak eingedrungen um dessen Ölreichtum zu plündern und das Gleiche gilt für Afghanistan und Syrien. Der Westen bezeichnet den Islam und die Muslime als Extremismus und Terrorismus während er selbst die Ursache für Terrorismus und Terrorgruppen ist. Um ihr für die betreffenden Länder destruktives Ziel zu erreichen gewährt sie ihnen volle Unterstützung.

 

IQNA – Was halten Sie von der Schändung des Korans und der Verbrennung dieses heiligen Buches, die die Rechte der Muslime unter dem Titel der westlichen Meinungsfreiheit verletzt?

Die Meinungsfreiheit muss die Rechte anderer respektieren und Angriffe auf Heiligtümer wie die Verbrennung des Korans stellen einen klaren Verstoß gegen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte dar, die in Artikel 29 festgelegt ist und sind somit nicht zulässig. Jede Person sollte bei der Ausübung ihrer Rechte und Freiheiten den gesetzlich festgelegten Beschränkungen unterliegen um die Anerkennung und Achtung der Rechte und Freiheiten anderer sicherzustellen und diese Koranverbrennungen tragen direkt zur Verbreitung von Extremismus und Terrorismus bei und rechtfertigen extremistische Gruppen gegen sie Gewalt auszuüben und diese Antwort gilt als Sakrileg.

Obwohl der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen eine Resolution verabschiedete in der religiöse Hasshandlungen wie Koranverbrennung verurteilt werden ignorieren die Behörden im Westen diese Verstöße weiterhin und lassen diese Verbrechen ungestraft, was zu religiösen Konflikten führt.

Wenn es um die Meinungsfreiheit geht, gibt es im Westen immer eine Dichotomie: Homosexuelle anzugreifen oder ihre Flagge zu verbrennen wird vom Westen als Verletzung der Würde einer sozialen Gruppe angesehen, die rechtlich respektiert werden muss während der Heilige Koran verbrannt wird keinen Verstoß gegen das Gesetz darstellt und nicht gegen internationale Konventionen ist!

Wie Sie wissen, verübt das zionistische Regime derzeit brutale Angriffe gegen das unterdrückte palästinensische Volk im Gazastreifen. Warum kümmern sich internationale Institutionen nicht um die Verletzung der palästinensischen Menschenrechte?

Der Verlauf der Militäroperationen des israelischen Feindes im Gazastreifen zeigte das Ausmaß der Missachtung der Bestimmungen des Völkerrechts durch dieses Regime und der Begehung aller Verbrechen, die eine strafrechtliche Verfolgung vor dem Internationalen Strafgerichtshof erfordern.

Diese Verbrechen gehören zu den schwersten Verbrechen gegen die Menschlichkeit und die Menschenrechte. Obwohl Human Rights Watch und Amnesty International das, was Israel begeht, als Kriegsverbrechen bezeichnen, setzt das Regime seine Brutalität fort weil westliche Regierungen angeführt von den USA sich immer noch weigern danach zu fragen, denn der Waffenstillstand bietet Israel Zurückhaltung und Deckung für die Begehung eines Völkermords an der Bevölkerung von Gaza. Dies ist eine Schwächung der grundlegenden Rechtsprinzipien, auf denen das derzeitige internationale System basiert.

Im aktuellen Krieg in Gaza beobachteten wir, dass die Mitarbeiter einiger internationaler Medien darunter der britische BBC und die amerikanischen New York Times aufgrund der Voreingenommenheit ihrer Medien gegenüber dem zionistischen Regime zurücktraten, was bedeutet, dass staatliche und nichtstaatliche Institutionen im Westen vermeidet es, sich an die Standards bezüglich der Achtung von Freiheiten und Menschenrechten zu halten. Und die westlichen Medien stehen unter zionistischer Hegemonie und deshalb stellen sie Israel wie ein Opfer dar und rechtfertigen seine Aggression gegenüber dem Gazastreifen und das zeigt, dass Menschenrechtstexte nichts als Tinte auf dem Papier sind.

 

IQNA – Einige Experten glauben, dass Menschenrechtsgesetze mit einer globalen Perspektive und unter Berücksichtigung der Ansichten und Kulturen der Nationen einschließlich der islamischen Gemeinschaft in Bezug auf diese Rechte überarbeitet und formuliert werden sollten. Was ist Ihre Meinung?

Es gibt ein großes Paradoxon bei den Menschenrechten: Niemand wagt es, die Idee davon offen abzulehnen, aber jeder greift sie an oder ist bereit sie anzugreifen.

Die Vielfalt der Kulturen ist ein klarer Beweis dafür, dass es keine perfekte Kultur gibt sondern dass es Kulturen gibt, die sich gegenseitig ergänzen und jede Kultur wird in dem Maße perfektioniert, in dem sie durch Dialog und Gedankenaustausch mit anderen das Bewusstsein für ihre Mängel schärft.

Wir sehen, dass viele internationale Konventionen die grundlegenden Menschenrechte berücksichtigen und die Ablehnung von Extremismus und Rassismus fordern, wie ich bereits erwähnte insbesondere auf der Ebene der UN und des Menschenrechtsrats aber das Hauptproblem liegt in der spezifischen Rechtslage der Gesetze in jedem westlichen Land. Es besteht Bedarf an zwei Sondergesetzen, die Rassendiskriminierung aufgrund der Religion unter Strafe stellen, die Verletzung religiöser Heiligkeit bestrafen und kulturelle Unterschiede zwischen Menschen respektieren. Während in verschiedenen Teilen Europas verschiedene Gesetze muslimischen Frauen das Tragen von Symbolen und religiöser Kleidung am Arbeitsplatz und an öffentlichen Orten verbieten müssen diese Gesetze dringend reformiert werden, was Druck seitens islamischer Regierungen erfordert um dieses Ziel zu erreichen.

Interview: Rima Faris

Übersetzung: Elham Muezni

Übertragung vom Persichen ind Deutsche: Stephan Schäfer

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